Haarausfall durch Creatin: Ein Mythos!

Bild zeigt jungen Mann mit Alopezie

Die Einnahme von Creatin kann zu einer schnelleren Abrufbarkeit von Leistung und einer Steigerung der Muskelkraft führen. Es unterstützt dadurch in Kombination mit Widerstandstraining auch das Muskelwachstum. Aber müssen Männer oder Frauen bei der Einnahme von Creatin Haarausfall befürchten? Nein! Creatin bewirkt nach Studienlage keine signifikanten hormonellen Veränderungen und damit auch keinen Haarausfall.

Was ist Haarausfall und was sind die Ursachen?

Haarausfall, auch Alopezie genannt, bezieht sich auf eine übermäßige und sichtbare Haarlosigkeit auf der Kopfhaut oder anderen Teilen des Körpers. Neben der Alopezie wird noch in Effluvium unterschieden. Diese Form des Haarausfalls beschreibt den übermäßigen Verlust von Haaren.

Verschiedene Arten des Haarausfalls sind:

  • Androgenetische Alopezie: Häufigste Form von Haarausfall bei Männern (70%) und Frauen (40%). Zurückzuführen ist die androgenetische Alopezie auf genetische Faktoren und männliche Hormone. Bei Frauen ist diese Art des Haarausfalls oftmals mit einer männlichen Behaarung verbunden.
  • Diffuser Haarausfall: Ein gleichmäßiger Haarausfall, der häufig durch Stress, Medikamente oder Erkrankungen verursacht wird.
  • Kreisrunder Haarausfall: Vermutlich wird diese bekannte, aber eher seltenere Form des Haarausfalls durch das Immunsystem ausgelöst, das seine Abwehrkräfte nicht gegen Krankheitserreger, sondern gegen die Haarwurzeln richtet. Abschließend konnte das von der Wissenschaft allerdings nicht geklärt werden.
  • Vernarbende Alopezie: Dies ist eine seltene Form von Haarausfall, die zu dauerhaftem Haarverlust führen kann.

Die häufigsten Ursachen für Haarausfall sind neben der genetischen Veranlagung, hormonelle Veränderungen, Stress, Medikamente und schlechte Lebensgewohnheiten. [1] In Zusammenhang mit Creatin ist bezüglich Haarausfall allerdings lediglich der Punkt »Hormonelle Veränderungen« interessant. Hormonelle Veränderungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion oder -überfunktion, ein Mangel an Testosteron, ein Überschuss an Östrogen, oder ein Anstieg des Metabolits von Testosteron »DHT« können Haarausfall verursachen. Der Bezug von Haarausfall und der Einnahme von Creatin wird über genau dieses DHT (Dihydrotestosteron) hergestellt.


Woher kommt der Verdacht, dass Creatin zu Haarausfall führt?

Hauptsächlich kommt der Verdacht, dass Creatin mit Haarausfall in Verbindung steht, aus einer einzigen Studie. [2] Der Arzt Johann van der Merwe, untersuchte an der »Rugby Academy SA« in Paarl (Südafrika) im Rahmen seines Philosophie-Master-Abschlusses in Trainingswissenschaft die muskelaufbauende Wirkung von Kreatin. Dabei wurde an 16 männliche Rugby-Spieler während einer Ladephase von 7 Tagen 25 Gramm Creatin täglich- und in 14 weiteren Tagen 5 Gramm täglich verabreicht. Im Rahmen dieser Studie wurde ein signifikanter Anstieg der Serum-Dihydrotestosteron (DHT)-Konzentration gemessen. Insbesondere stieg das DHT nach der siebentägigen Ladephase um 56 % und blieb nach der 14-tägigen Erhaltungsperiode 40 % über den Ausgangswerten.

Der Verdacht, dass die Einnahme von Creatin zu Haarausfall führt, rührt letztlich daher, dass DHT für einige (aber nicht alle) Formen von Haarausfall verantwortlich gemacht wird [3] und dass bei der Supplementierung an 16 Rugby-Spielern in einer einzigen Studie der DHT-Spiegel signifikant anstieg. Die Studie konnte nicht repliziert werden und zu beachten ist auch, dass intensives Widerstandstraining für sich alleine bereits zu einem Anstieg dieser androgenen Hormone führen kann.


Was steht dem Resultat »Haarausfall durch Creatin« entgegen?

In Zahlen ausgedrückt: Zwölf weitere Studien. In zwölf weiteren Studien wurde der DHT- oder Testosteron-Anstieg [4] durch die Supplementierung mit Creatin untersucht und konnte nicht- oder nicht signifikant genug nachgewiesen werden. In Johann van der Merwe’s Studie gab es bei keinem der Probanden einen Anstieg von freiem Testosteron. Das wiederum wird allerdings benötigt, damit das Enzym 5-alpha-Reduktase freies Testosteron in DHT umwandeln kann. Die Studienteilnehmer der Kreatingruppe in van der Merwe’s Untersuchung hatten vor Beginn der Supplementierung einen 23 % niedrigeren DHT-Spiegel, als die Teilnehmer der Placebo-Gruppe. Schon dieser Aspekt kann den signifikanten Anstieg von DHT erklären und ist nicht auf die Supplementierung mit Creatin zurückzuführen.

Fazit – Creatin-Einnahme führt laut Studienlage nicht zu Haarausfall.

Dass Creatin Haarausfall verursacht, ist ein Mythos, der auf ein Indiz innerhalb einer Studie beruht, die viele wichtige Aspekte nicht berücksichtigte. Wichtiger ist, dass die Ergebnisse dieser Studie nicht nur argumentativ in Frage gestellt werden können, sondern auch anhand zahlreicher weiterer Studien, welche belegen, dass die Einnahme von Creatin nicht zu einem signifikanten Anstieg von Testosteron oder DHT führt. Zu diesem Ergebnis kommt letztlich auch eine Meta-Studie des »Journal of the International Society of Sports Nutrition« [5] aus 2021.

»Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die aktuelle Beweislage nicht darauf hindeutet, dass eine Kreatinsupplementierung das Gesamttestosteron, freies Testosteron, DHT erhöht oder Haarausfall/Kahlheit verursacht.« Journal of the International Society of Sports Nutrition Published online 2011 Feb 16

Thema

Unser Anliegen ist es, dir gut recherchierten, selbst erstellten Content zu liefern. Hier schreiben ausschließlich Leute, die sich mit der Szene und den Themen auskennen.

Hinweis: Wir haben am 12. April 2023 zum ersten mal über »Haarausfall durch Creatin: Ein Mythos!« geschrieben und diesen Artikel zuletzt am 14. April 2023 aktualisiert.

Du hast einen Fehler auf Kraftmahl gefunden? Den darfst du nicht behalten! Wir freuen uns über eine Mail an: fehlerhinweis@kraftmahl.de

Findest du die Informationen auf Kraftmahl hilfreich?

Auswahlmöglichkeiten