Steviolglycoside: Natürlich gesüßt mit Stevia – oder doch nicht?
Stevia gilt als natürliche Alternative zu Zucker – aber wie natürlich ist das Süßungsmittel wirklich, das am Ende in Proteinpulvern, Riegeln oder Getränken landet? Ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit Inhaltsstoffen in Sportnahrung – auch deshalb habe ich mir Steviolglycoside genauer angesehen. In diesem Beitrag zeige ich dir, was wirklich hinter dem Begriff steckt – und warum die vermeintlich natürliche Herkunft oft nur die halbe Wahrheit ist.

Was sind Steviolglycoside überhaupt?
Steviolglycoside sind pflanzliche Süßstoffe, die aus den Blättern der südamerikanischen Steviapflanze (Stevia rebaudiana) gewonnen werden. Die beiden wichtigsten Vertreter heißen:
- Steviosid
- Rebaudiosid A
Diese Stoffe sind 200- bis 300-mal süßer als Zucker – und dabei kalorienfrei. Kein Wunder, dass sie in Light-Produkten, Proteinpulvern und Nahrungsergänzungsmitteln so verbreitet sind.
Natürlich – aber nur am Ursprung
Die Aussage „Stevia ist ein natürlicher Süßstoff“ stimmt nur zur Hälfte. Zwar stammt der Ausgangsstoff aus einer Pflanze – das Produkt, das wir in Pulverform konsumieren, hat mit den ursprünglichen Steviablättern allerdings nicht mehr viel zu tun.
Der Herstellungsprozess in Kurzform:
- Die Blätter der Steviapflanze werden mit Wasser ausgelaugt.
- Es folgen mehrstufige Reinigungsprozesse – z. B. Filtration, Ionenaustausch und Kristallisation.
- Am Ende bleibt ein hochreiner Süßstoff übrig – meist Rebaudiosid A mit 95 % Reinheit oder mehr.
Dieser Vorgang ist technisch aufwendig – und damit nicht mehr das, was man als „naturbelassen und unverarbeitet“ bezeichnen würde. Aus eigener Erfahrung: Wer ein reines Steviablatt kaut oder Tee damit aufgießt, erlebt geschmacklich etwas völlig anderes als das, was als „Stevia“ in modernen Shakes landet.
Warum wird trotzdem „natürlich gesüßt mit Stevia“ gesagt?
Der Begriff „natürlich“ ist in der Werbung nicht gesetzlich geschützt, solange er nicht eindeutig irreführend ist. Einige Hersteller machen sich das zunutze – rechtlich ist das zulässig, solange keine Irreführung vorliegt:
- „Natürliche Süße“ klingt besser als „E 960“ – das ist die offizielle Bezeichnung für Steviolglycoside.
- Steviablätter dürfen in der EU nicht als Süßungsmittel verkauft werden – nur die isolierten Glycoside sind zugelassen.
So entsteht ein Spannungsfeld zwischen Marketing und Realität: Der Ursprung ist pflanzlich – der Weg dahin ist jedoch stark industriell geprägt und hat mit einer naturbelassenen Verarbeitung wenig gemeinsam.
Ist das jetzt schlimm?
Nicht unbedingt – aber es ist wichtig, zu wissen, worauf du dich einlässt:
✅ Vorteile von Steviolglycosiden:
- Kalorienfrei
- Zahnfreundlich
- Hohe Süßkraft
- Hitzestabil
❌ Kritikpunkte:
- Kein echter Zuckerersatz beim Backen (bitterer Nachgeschmack)
- Teilweise künstlich wirkender Geschmack
- Technisch stark verarbeitet – nicht mit einer naturbelassenen Süße vergleichbar.
Ich selbst habe Steviolglycoside schon in vielen Produkten ausprobiert – und obwohl sie deutlich besser abschneiden als künstliche Süßstoffe wie Acesulfam-K, ist der Geschmack nicht jedermanns Sache. Gerade in Produkten mit viel Kakao oder Vanille fällt die Stevia-Note manchmal unangenehm auf.
Fazit: Was bedeutet das für dich als Konsument?
Wenn auf einem Produkt „mit Stevia gesüßt“ steht, handelt es sich nicht um getrocknete Steviablätter oder einen Pflanzenauszug, sondern um hochreine, industriell gewonnene Steviolglycoside.
Die Süße stammt aus der Natur – der Prozess aber nicht.
Wenn du Wert auf echte Naturprodukte legst, sind Steviolglycoside deshalb meiner Meinung nach nicht die erste Wahl – zumindest nicht für alle, die möglichst unverarbeitete Lebensmittel bevorzugen. Wenn du dagegen einen kalorienfreien Süßstoff suchst, der ohne synthetische Zusätze wie Aspartam auskommt, kann Stevia durchaus eine gute Alternative sein.
Tipp aus der Praxis
Achte beim Kauf von Supplementen nicht nur auf das Werbeversprechen, sondern lies dir die Zutatenliste genau durch. Dort steht meist:
- Süßungsmittel: Steviolglycoside
- oder E 960
Je klarer und ehrlicher ein Produkt deklariert ist, desto besser kannst du entscheiden, ob es zu deinen Ansprüchen passt.
Ich persönlich setze inzwischen häufiger auf Produkte ohne zugesetzte Süße oder natürliche Alternativen mit Dattel- oder Kokosblütenpulver – einfach, weil mir der Eigengeschmack lieber ist.
Wenn du dich für süßstofffreie Proteinpulver oder Produkte ohne Sucralose, Acesulfam-K & Co. interessierst, findest du in unserem Proteinvergleich passende Empfehlungen.
Redaktioneller Hinweis: Unsere Texte werden von erfahrenen Redakteuren mit echten Erfahrungen verfasst – keine KI, kein Copy-Paste. Wir haben am zum ersten mal über »Steviolglycoside: Natürlich gesüßt mit Stevia – oder doch nicht?« berichtet und den Artikel inhaltlich zuletzt am 14. Juni 2025 überarbeitet.
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